Aileen Flos Silvestris
Puh, gar nicht so einfach über sich selbst zu schreiben…
Ich versuch’s mal:
Ich bin Aileen.
Und ich hab ein ziemlich wildes Leben hinter mir.
Schmerzhaft wild. Wunderschön wild. Unvernünftig wild.
Und vor allem: wahr.
Über zehn Jahre meiner Kindheit habe ich in Krankenhäusern verbracht.
Zehn Jahre, in denen andere über meinen Körper entschieden haben.
In denen ich gelernt habe, Bewusstsein und Körper zu trennen, um zu überleben. In denen ich Nahtoderfahrungen machte und mit meinem kindlichen Wesen dachte, alle Menschen wüssten wie es hinter dem Vorhang des Jenseits aussieht.
Damals hätte ich es nicht als spirituell bezeichnet. Heute weiß ich rückblickend, dass ich schon so viel verstanden hatte…
Irgendwann hieß es:
“Wir können nichts mehr tun.”
Aber ich hab nicht losgelassen.
Ich habe mich der alternativ Medizin zugewandt. Raus aus dem Rollstuhl und der Intensivstation! Während andere pubertierten, bin ich von Kinesiologen zu chinesischen Ärzten, von Bioresonanzgeräten über Quacksalber zu Heilern und Schamanen gependelt. Ich wollte wissen – nein, ich wollte wirklich verstehen, wie Selbstheilung funktioniert und habe Bücher über Metaphysik verschlungen, Geist, Materie und Feinstoffliches studiert.
Mit Anfang 20 bin ich mit nur 300€ in der Tasche nach Australien. Ich habe das Leben herausgefordert und wollte meine Träume leben. Die wenige Zeit nutzen, die mir noch versprochen wurde. (PS: Ich bin immer noch da!)
Ich wollte wissen, wer ich bin, wenn ich nicht nur Patientin bin.
Ich hab Englisch gelernt, gearbeitet, meinen Motorradführerschein gemacht, mich allein durchgeschlagen. Und gemerkt: Da ist mehr in mir, als man mir je zugetraut hat.
Dann gab’s nach 4,5 Jahren kein Visum mehr für mich. Mein Arbeitgeber handelte illegal und man gab mir 14 Tage das Land zu verlassen. Wohnung, Freunde, Motorrad, Job, die erträumte Zukunft und die Liebe musste ich in Australien zurücklassen und bin kurzerhand nach Indonesien – notgedrungen.
Plötzlich mitten in einer Welt, die mich trotz ihrer befremdlichen Art mit weiten liebevollen Armen empfing und mich tief heilte. Ich bin geblieben. Erst mal.
Weil mich irgendetwas so sehr berührte. In der Kultur. In den Menschen. In mir.
Ich hab mein eigenes Motorrad gebaut. Jeden Tag mit Öl unter den Fingernägeln und in Flipflops in der indonesischen Werkstatt, ohne zu wissen ob ich’s wirklich hinkriege oder wie weit ich mit dieser Karre überhaupt komme.
…und dann, dann bin ich einfach losgefahren – und bin mit mir selbst zurückgekommen.
Ich war allein „On the road“. Aber nie einsam.
10 Monate war ich solo unterwegs. Und gleichzeitig hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, wirklich begleitet zu sein – von mir selbst
Ich hab meditiert, geweint, mit Einheimischen gelebt, gefeiert, gekocht, auf Feldern gearbeitet und gefischt. Ich habe mich dreckig gemacht, in Tempeln gebadet, in Gebetsräumen und am Strand geschlafen. Mich auf der Straße durchgeschlagen bin aus der einen oder anderen gefährlichen Situation glimpflich rausgekommen.
Ich war mittendrin – im Leben. Und in mir.
Ich habe mich noch nie so wahnsinnig lebendig und frei gefühlt!
Und irgendwann war klar: Ich muss zurück.
Nicht, weil ich’s wollte.
Ich wollte weiter, aber mein Körper nicht:
Dengue, Salmonellen und eine seltene Amöbe, die sich durchs Gehirn frisst.
Ein Tropen-Cocktail, der mich fast gekillt hätte.
Zudem eine Auslandskrankenversicherung, die ihre Deckungszusage zurück zog und ich im Krankenhaus gefangen gehalten wurde, bis die hohe Rechnung gezahlt wird – ohne jegliche weitere medizinische Versorgung und Nahrung. Ein absoluter Ausnahmezustand und eine riesige Welle an Solidarität von Menschen, die ich kaum oder gar nicht kannte.
Nicht nur, dass meine einheimischen Freunde nicht von meiner Krankenhausbettseite wichen und mich versorgten, auch die Schulden wurden in nur 48 Stunden durch eine Spendenaktion, die wie ein Gebet um die ganze Welt ging, getilgt.
Diese Erfahrung hat etwas in mir aufgemacht:
Eine Ahnung davon, wie verbunden wir eigentlich sind. Und wie sehr wir einander brauchen. Ohne Fassade. Echt und ehrlich.
Und da hab ich verstanden:
Ich trage Verantwortung. Nicht nur für mich. Sondern für das, was ich zu geben habe.
Warum Naturspiritualität? Und warum hier?
Die Verbindung, die ich gefunden habe – die fehlt uns hier.
In Deutschland. In unserer Kultur. In unseren Seelen.
Eine kollektive Amnesie.
Spiritualität war für mich nie nur ein Trend oder ein Ausweg.
Sie war oft das Einzige, was noch da war.
Ich hab sie in den Krankenhäusern gebraucht, um nicht zu zerbrechen.
Auf Reisen, um mich nicht zu verlieren.
Ich durfte Heilung in ganz verschiedenen Kulturen erfahren.
Ich hab mich tief eingelassen, war Schülerin, war Suchende.
Und irgendwann kam die Frage:
Was ist eigentlich mit meiner Kultur?
Gibt’s da auch was Heiliges?
Was sind unsere Rituale? Unsere Götter? Unsere Ahnen?
Wo komme ich eigentlich her?
Denn ich hatte verstanden, dass Heilung nicht in Pillen steckt, Spiritualität nicht in Kirchen, Freiheit nicht auf dem Bankkonto und Antworten nicht in Büchern – sondern in Verbundenheit mit dir, den Menschen, in der Natur und ehrlichem Kontakt mit allem was dir das Leben gibt.
Diese Spurensuche war nicht leicht.
Sie war schmerzhaft, weil so viel unterdrückt, ausgelöscht und verschämt wurde. Durch Christianisierung. Durch Kriege. Und durch das Patriarchat.
Aber je tiefer ich ging, desto mehr fand ich:
Naturwissen. Ahninnenkraft. Jahreskreisfeste. Lieder, Pflanzen, Orte.
Ich hab verstanden, dass das Heilige nicht woanders ist.
Es ist hier.
In unseren Wäldern.
In unseren Knochen.
In unserer Sprache.
Und dass wir es nicht neu erfinden müssen – sondern uns nur erinnern müssen.
Ich glaube nicht an schnelle Lösungen.
Ich glaube an Prozesse, die echt sind.
An Räume, in denen du wahrhaftig DU sein kannst.
An Verbindungen, die nicht aus Konzepten, sondern aus gelebter Erfahrung entstehen.
Ich bin keine Heilerin. Kein Guru. Keine Fee.
Hier ist jemand, der war schon ganz unten. Der hat sich nicht mit Licht und Liebe “rausgeatmet” – sondern mit echtem Mut, mit Wut, mit Tränen, mit Hingabe.
Eine die nicht wegschaut, wenn’s weh tut.
Ich bin einfach Aileen.
Und ich hab gelernt, wie viel möglich ist, wenn man nicht mehr versucht, jemand zu sein – sondern sich erlaubt, einfach zu leben.
Ganz.
Wild.
Echt.
So ist Wildorra entstanden.
Durch etwas, das durch mich spricht.
Ungefiltert. Und mit einer tiefen Ehrfurcht vor dem, was da entstehen kann, wenn Menschen sich wirklich zeigen.
Ehrlich, sicher, wild, geerdet.
Einen Blick, der dich sieht. Ohne Schablone.
Manchmal unbequem.
Aber immer echt.
Ich biete keine Patentlösung. Und ich halte nichts von Esoterik-Schnickschnack, der dich in die nächste Illusion schiebt.
Heute begleite ich Menschen, die sich – so wie ich damals – auf die Suche nach Momenten machen, in denen plötzlich wieder etwas Sinn ergibt, das lange verschwunden war.
Wenn du das Gefühl kennst, dass in dir etwas ruft, aber du den Klang noch nicht richtig zuordnen kannst – dann ist das vielleicht der Anfang.
Ich halte Räume, in denen du dich erinnern kannst.
Und wer weiß – vielleicht begegnen wir uns dort.